• Special: Trumps Wahrheit

  • Nov 17 2024
  • Length: 56 mins
  • Podcast

Special: Trumps Wahrheit

  • Summary

  • Donald Trump ist der 47. Präsident der Vereinigten Staaten. Das Volk hat den orangenen Selbstdarsteller noch einmal gewählt. Kann man das nachvollziehen? Manuel und Peter graben tiefer und fragen nach den philosophisch-wahrheitstheoretischen Hintergründen des vergangenen Kampfes um die Präsidentschaft. Die erneute Wahl von Donald Trump lässt uns an den bisherigen Vorstellungen davon zweifeln, wie politische Meinungen gebildet werden. Die Rationalität, welche Immanuel Kant noch als absoluten Massstab und Leitstern moderner Gesellschaften beschwor, und der «zwanglose Zwang des besseren Arguments», welchem Jürgen Habermas noch so viel zutraute, scheinen als lebensferne Konstrukte oder naive Kopfgeburten entlarvt. Dafür gewinnt man einen Eindruck davon, was Friedrich Nietzsche mit dem unbedingten «Willen zur Macht» meinte – mit der anthropologisch angelegten Neigung des Menschen also, sich anderen gegenüber mit allen Mitteln durchzusetzen. Auch für erfundene Geschichten über südamerikanische Migranten, welche den Amerikanern die Hunde und Katzen wegfressen, ist sich ein solcher Wille nicht zu schade. Und natürlich wird man an Harry Frankfurts Büchlein «On Bullshit» erinnert: Während ein Lügner bewusst die Wahrheit kennt und sie zu verbergen oder zu verdrehen versucht, ist dem «Bullshitter» nach Frankfurt die Wahrheit gleichgültig. Er sagt, was auch immer ihm nützlich erscheint, ohne Rücksicht darauf, ob es wahr oder falsch ist. Allein auf die Wirkung kommt es an – und gerade so werden mit «Bullshit»-Aussagen sogar neue Wirklichkeiten geschaffen: Es wirkt, es überzeugt… darum ist es auch wahr. Haben wir damit die beiden Alternativen skizziert: Auf der einen Seite die vernünftigen Demokraten, die an die Kraft der besseren Argumente glauben – auf der anderen Seite die machthungrigen Republikaner, denen die Wahrheit gleichgültig ist, solange sie sich nur selbst durchsetzen können? Oder noch zugespitzter: Auf der einen Seite die urbanen Bildungsbürger, auf der anderen Seite die ländlichen Idioten? Im Gespräch von Manuel und Peter wird klar, dass man es sich nicht so einfach machen kann – und dass sich der Kampf um die US-Präsidentschaft hervorragend eignet, fundamental verschiedene Verständnisse von Wahrheit und Wirklichkeit aufzudecken. Dabei kommt ein moderner, rational-argumentativer Wahrheitsbegriff ebenso zur Sprache wie ein pragmatischer und letztlich postmoderner Begriff von Wahrheit. Und es wird immer klarer, dass es in dieser Diskussion ohne Selbstbescheidung (oder Demütigung) derjenigen, welche die Bildung und Vernunft auf ihrer Seite wähnen, nicht gehen wird… Viel Spass und Erleuchtung mit dieser spannenden Spezialfolge von «mindmaps»!
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