• Was dürfen wir hoffen? Fünf Lesetipps, die Hoffnung machen
    Dec 20 2024

    Wir leben wahrlich in düsteren Zeiten. In Europa herrscht Krieg, das Klima spielt immer verrückter, viele Tiere und Pflanzen sind in ihrem Lebensraum bedroht und die Menschen – die scheinen nur noch eins zu kennen: Eigennutz, Profit – Gier. Wir haben offensichtlich wenig Grund zu Hoffnung. Aber braucht Hoffnung wirklich einen Anlass? Zeichnet sich Hoffnung nicht durch genau dieses «trotzdem» aus? Ist nicht gerade Hoffnung oft eine Hoffnung wider besseres Wissen? Zum Jahresende habe ich meine Bücher konsultiert. Alte und neue. Ich habe nach Hoffnung gesucht, nach Anleitungen zum Hoffen. Der Grund ist schlicht: Ich möchte mich nicht mit der Düsterkeit abfinden. Hoffnungslosigkeit kann keine Grundlage für das Leben sein. Mir geht es dabei nicht um den simplen Zweckoptimismus von Lebenscoaches, jenen ultimativen Aufruf zum Hollywood-Optimismus, der das Happy End herbeitricksen soll. Meine Frage ist vielmehr: Wo können wir unsere Hoffnung festmachen, wie der Bergsteiger seinen Karabinerhaken? Mit Kant gefragt: Was dürfen wir hoffen? Meine fünf Lesetipps, die Hoffnung machen.

    Matthias Zehnder ist Autor und Medienwissenschaftler in Basel. Er ist bekannt für inspirierende Texte, Vorträge und Seminare über Medien, die Digitalisierung und KI.
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    21 mins
  • Kann KI Kunst?
    Dec 13 2024

    Sie schreibt, sie dichtet, sie zeichnet, sie malt, sie komponiert und produziert Musik: Die Künstliche Intelligenz ist grade dran, uns Menschen das aus der Hand zu schlagen, von dem wir bisher ausgegangen sind, dass es uns immer bleiben wird – Kunst und Kultur. Aber kann KI wirklich Kunst? Gibt es also eine künstlich intelligente Maschine, die von sich aus etwas produziert, das wir als Kunst akzeptieren? Ich habe mir diese Woche im Rahmen eines Vortrags in der Galerie Stapflehaus in Weil am Rhein zu dieser Frage Gedanken gemacht – inmitten einer Kunstausstellung, die von einer KI kuratiert wurde. Dabei stellen sich naturgemäss drei konkrete Fragen: Was macht eine KI genau, wenn sie ein Bild generiert? Was heisst «können»? Und vor allem: Was ist Kunst? Diese letzte Frage ist am schwierigsten zu beantworten. Spätestens seit Joseph Beuys und der 1973 versehentlich geputzten Badewanne in Leverkusen sind wir vorsichtig geworden im Umgang mit Kunst. Oder denken Sie an die Graffiti von Harald Nägeli in Zürich und Banksy in London: Wann wird die Sachbeschädigung zu Kunst? Und jetzt malt also auch die KI. Was entsteht dabei? Und welche Konsequenzen hat das für uns Menschen? Kann KI Kunst?

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  • Thomas Mann und die Verführung der Menschen
    Dec 6 2024

    Nach der Wahl von Donald Trump ist mir aufgefallen, wie unverhohlen viele Politiker und Medien die Stärke des amerikanischen Politikers bewundern. Seine Sprache sei zwar unterirdisch, sein Auftreten fragwürdig, seine Politik unlogisch, sein Handeln amoralisch, räumen viele Beobachter ein. Und dann kommen zwei Aber: Die wirtschaftliche Lage habe seine Wahl unvermeidlich gemacht – und Trump sei eben stark. Ähnlich wurde 2022 die Wahl von Giorgia Meloni in Italien und 2023 die Wahl von Javier Milei in Argentinien kommentiert. Ähnliche Kommentare begleiten den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán und den serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić, die deutsche AfD-Politikerin Alice Weidel und Marine Le Pen vom rechtspopulistischen Rassemblement National. Es sind immer diese zwei Argumente: Die wirtschaftliche Lage ist schuld und es sind halt starke Leaderfiguren. Mit beiden Argumenten hat sich vor fast 100 Jahren Thomas Mann ausgiebig auseinandergesetzt: 1930, auf dem Höhepunkt seines Erfolgs, bezog der Nobelpreisträger gleich zweimal überraschend deutlich Stellung gegen den Faschismus: In der Novelle «Mario und der Zauberer» wendet er sich gegen die Macht der Verführung und in einer aufrüttelnden Ansprache macht er kurze Zeit später deutlich, dass es nicht richtig ist, «das Politische als ein reines Produkt des Wirtschaftlichen hinzustellen». Beide Texte rütteln bis heute auf – es ist Zeit, sie wieder zur Hand zu nehmen.

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    17 mins
  • Das Mindestalter für Social Media ist das Mindeste
    Nov 29 2024

    Als erstes Land der Welt will Australien ein Mindestalter für die Nutzung von sozialen Medien einführen: Das australische Parlament hat diese Woche ein Gesetz verabschiedet, das unter 16-Jährige von Social-Media-Plattformen fernhalten soll. Diese Einführung einer Alterslimite für soziale Medien findet auch in Europa Anklang: Frankreich will sich für die Einführung eines entsprechenden Mindestalters in der EU einsetzen. Allerdings stellen sich dabei drei Fragen: Lässt sich das Vorhaben überhaupt umsetzen? Sind Alterslimiten und Verbote die richtige Herangehensweise? Was sollen wir tun? Industrie und Experten finden, es sei keine gute Idee. Es sei technisch kaum durchsetzbar, die Industrie solle sich selbst regulieren und überhaupt gelte es, die Eigenverantwortung zu fördern. Wie schlecht das funktioniert, können wir an der stetig steigenden Zahl von stark übergewichtigen Menschen ablesen. Ich denke deshalb, dass ein Mindestalter für Social Media das Mindeste ist, was wir tun können. Es sollte der erste Schritt einer Befreiung aus der Umklammerung von Algorithmen sein.

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  • Der grosse Rechenfehler des Herrn Musk
    Nov 22 2024

    Twitter war jahrelang die wichtigste Plattform für den Austausch von Journalisten, Politikern, Künstlern und Aktivisten. Ich selbst bin seit März 2011 auf Twitter aktiv– an kaum einem anderen Ort habe ich so viel gelernt. Vor etwas mehr als zwei Jahren hat Elon Musik Twitter gekauft. Er sagte, er wolle «den Vogel befreien» und Redefreiheit einführen auf Twitter. Er entliess mehr als die Hälfte der Belegschaft und benannte die Plattform um in «X». Seither ist der Dienst kaputt: Lärm, Lügen und Beschimpfungen prägen das Netzwerk. Immer mehr Menschen fühlen sich deshalb nicht mehr wohl auf X. Diese Woche haben österreichische Journalisten rund um Armin Wolf deshalb den #eXit angestossen: Viele wichtige und spannende Menschen haben «X» verlassen und sich auf BlueSky neu eingerichtet. Da fühlt sich die Debatte wieder so an, wie vor vielen Jahren auf Twitter: anständig und spannend. Der Kauf von Twitter respektive «X» könnte deshalb zum Lehrbeispiel dafür werden, dass es nicht möglich ist, ein Medium gegen seine Nutzerinnen und Nutzer auszurichten. Ich kann Ihnen auch sagen, warum das so ist. Eins vorweg: Es geht dabei nicht um Politik, sondern schlicht darum, wie Medien funktionieren.

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  • Abschied aus der hypermoralisierten Mediengesellschaft
    Nov 15 2024

    Ganz egal, ob es um Donald Trump und Kamala Harris geht, um den Ausbau von Autobahnen und den Mieterschutz oder um das Bündnis Sarah Wagenknecht und die AfD – die moralische Aufregung ist immer maximal gross. Willkommen in der hypermoralisierten Mediengesellschaft. Der Grund ist simpel: Dringlichkeit, Gefahr und der ultimative Appell an die Moral holen viel mehr Aufmerksamkeit als nüchterne Analysen und eine sachliche Auseinandersetzung. Das Problem dabei ist, dass die Realität mit der Aufregung kaum mithalten kann. Erstens kommt es anders und zweitens meist langsamer, als die Medien warnen. In der Bevölkerung löst die überhandnehmende Moral-Kommunikation deshalb vor allem Misstrauen aus. Die chronische Moralisierung von Politik und Medien führt zur Demoralisierung der Gesellschaft. Gerade angesichts des Aufschwungs extremer Parteien, angesichts der problematischen Ministerkandidaten in den USA und vor schwierigen Abstimmungen in der Schweiz sollten wir dringend moralisch abrüsten und uns mit der Sache auseinandersetzen. Analytisch scharf, gedanklich durchdringend, aber ohne moralische Appelle. Es ist Zeit für einen Abschied aus der hypermoralisierten Mediengesellschaft.

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    17 mins
  • Warum es gerade jetzt auf menschliche Intelligenz ankommt
    Nov 8 2024

    Unternehmen und Verwaltungen investieren viel Geld und Ressourcen in KI-Technologien. Das ist verständlich: Schliesslich vergeht kein Tag ohne Meldung über ein neues KI-Tool. Die Künstliche Intelligenz kann schreiben, programmieren, diagnostizieren, analysieren und prognostizieren. KI-Programme finden Versicherungsbetrüger und stopfen Sicherheitslücken. Die künstliche Intelligenz generiert Texte, Bilder und Videos und das so gut, dass kürzlich eine Modefirma ihre neue Kollektion mit KI-generierten Fotomodellen vorstellte. Und wenn man Elon Musk glauben will, fährt schon bald ein selbstfahrendes Taxi vor, das nicht einmal mehr über ein Lenkrad verfügt. Dabei geht gerne vergessen, dass es auch und gerade im KI-Zeitalter vor allem auf menschliche Intelligenz ankommt. Ein Grund ist simpel: Jede technische Neuerung bietet nur ganz am Anfang einen Konkurrenzvorteil. Weil schnell alle Unternehmen die neue Technik anwenden, sind es bald wieder die Menschen, die den Unterschied ausmachen. Dazu kommen einige spezifische Eigenschaften der KI, die in der Euphorie oft übersehen werden. Sie führen dazu, dass es gerade im Umgang mit der KI auf die menschliche Intelligenz ankommt. Und dann gibt es noch ein Grund, warum gerade jetzt menschliche Intelligenz so wichtig ist.

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  • Warum die Künstliche Intelligenz zum Tod der Medien führt
    Nov 1 2024

    Spoiler: ChatGPT hat nichts damit zu tun. Als Open AI im Dezember 2022 einer breiten Öffentlichkeit ChatGPT vorstellte, kam es zu einem technologischen Erdbeben, wie es sich seit der Vorstellung des iPhones durch Steve Jobs nicht mehr ereignet hat: Nur wenige Tage nach der Freischaltung nutzten bereits mehr als 100 Millionen Menschen den KI-Chatbot. Auch bald zwei Jahre danach verblüffen die grossen Sprachmodelle mit ihren Leistungen immer noch. Medienschaffende sehen sich bedroht durch KI-Programme, die wahre Zauberkunststücke mit Sprache, Bild, Ton und Video vollführen. Die Verblüffung ist gross – wie bei jedem Zaubertrick legen sich Entzücken und Verwunderung wie ein Schleier über die profane Mechanik, die den Zauber möglich macht. Im Fall der generativen KI sind das gigantische Rechenmaschinen, die sich Sprache, Bilder, Ton und Video mit Wahrscheinlichkeitsrechnungen erschlossen haben. Das mag der Verarbeitung von Sprache dienen, kreativ sind die Maschinen nicht. Reporterinnen, Interviewer, Kommentatorinnen und Cartoonisten können sie nie ersetzen. Die grosse Verblüffung hat aber dafür gesorgt, dass die meisten Menschen gar nicht gemerkt haben, wie die künstliche Intelligenz auf ganz andere Weise zum Tod der Medien führt. Denn die KI hat die Medien ökonomisch überflüssig gemacht.

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